Willie Nelson - I Never Cared For YouCountry Classics On Vinyl (IV)von Frank Castenholz • 7. Juli 2009 A: I Never Cared For You „I Never Cared For You“ war mir über viele Jahre nur in der Einspielung von „Teatro“ (1998) bekannt, dort – mit dem Backing von Emmylou Harris – ein Höhepunkt des Albums, mit Flamencopercussion und einem dieser wunderbar pointierten Akustikgitarrensolos von Willie. Das originelle Arrangement hatte ich dem Produzenten Daniel Lanois zugerechnet. Etwas voreilig, denn Nelson hatte den Song erstmals bereits über 30 Jahre zuvor auf ähnliche Weise eingespielt: eine Single, die auch aus seinem an Stilexperimenten durchaus reichen 60s-Katalog positiv herausragt. Im Jahr 1964 verließ Willie Nelson Liberty nach zwei großartigen, aber kommerziell nicht durchschlagenden Alben. Das Label Monument erhielt den Zuschlag. Dessen Eigner Fred Foster, der als Produzent zuvor schon für den Feinschliff an den opulenten Popjuwelen von Roy Orbison („Only The Lonely“, „In Dreams“, „Running Scared“ etc.) verantwortlich zeichnete, fühlte sich bei den beiden Sessions mit Nelson keinerlei Country-Regularien verpflichtet. Nach einem Flamenco-Gitarrenintro steht Nelsons Stimme allein im Raum: „The sun is filled with ice and gives no warmth at all Zu den Gitarren treten Standbass und dezente Bongos und tragen die Aufnahme über packende 2:26, die wie im Fluge vergehen und auch nach vielen, vielen Durchgängen ihren Zauber nicht verlieren. Es sollte die einzige Monument-Veröffentlichung bleiben. Nelson wechselte bereits kurze Zeit später zu RCA. Zur Frage, ob es an Missverständnissen zwischen ihm und Foster lag oder (nahe liegender), dass er die Chance nutzen wollte, von einem kleinen Label in die Country-Königsklasse zu wechseln, um fortan unter RCA-Chef Chet Atkins‘ Ägide die Charts zu stürmen, gibt es widersprüchliche Aussagen. Bei RCA war Nelson fortan unter dem Regime diverser Produzenten durchaus produktiv, allerdings mit qualitativ schwankenden Resultaten – und ohne den erhofften kommerziellen Durchbruch; zu einem selbstbestimmten Sound sollte er erst in den 70ern finden. Die wehmütige Frage, welchen – mutmaßlich spannenderen – Weg Nelson mit Foster eingeschlagen hätte und was der Nachwelt durch den kurzentschlossenen Absprung Nelsons wohl alles entgangen ist, lässt sich schwerlich unterdrücken. Aber seien wir lieber nicht spekulativ, sondern dankbar. Mit „I Never Cared For You“ bleibt, mit den Worten von Nelsons Biograph Graeme Thomson, „not only a superb song but also perhaps Nelson’s most distinctive and successful recording of the entire 60s.” |
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